Friday, June 26, 2009

Vortrag: „Zu Hause in Israel/Palästina und Deutschland"

Dies ist mein Vortragtext bei Cafe-International


Guten Abend und Hallo Zusammen!

Als Vera mir anbot, in dieser Veranstaltung zu referieren, hatten wir bedenken, dass wir uns in politischen Themen verzweigen, obwohl der Abend über Kultur gehen soll. Dann dachte ich mir, ich schaue mir den Begriff „Kultur“ genauer an. Und so fand ich eine Einleitung in meinem Vortag, was oft das schwierigste ist.

Ich war erstaunt was sich alles hinter dem begriff Kultur verbirgt:

Zitat aus Wikipedia: Kultur ist im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur.

Zu Kulturleistungen gehören materielle aber auch geistige Gebilde. Zitatende

Dh es gibt kaum etwas menschliches das mit Kultur nicht „geschaffen“ ist. Auch die Tagespolitik.

Passiert die Gestaltung dieser Kulturleistungen im Einklang natürlicher Ökologie, können wir vom menschlichen „life Ecology“ als Kultur sprechen! Googelt die Seite „ask the nature“.

Oder haben wir echte Verbindung zum Gott, dann sind wir vom Gott geleitet usw.

Oder treibt uns Materialismus, Selbstgier und Egoismus, so ist auch unsere Wirkung in unserer Realität.

Sind wir das EINE oder das ANDERE? Oder eine Mischung mit verschiedenen Intensitäten verschiedener kulturelle Werte?

Die Kultur ist ein emergente, lebendige Selbstverständnis, das sich im jeweiligen Zeitgeist und Epoche ausdrückt. Nicht nur im Bezug auf unsere menschliche Geschichte, sondern auf die Entwicklungsbahn jedem von uns einzelnen.

Die Kultur druckt sich auch in unserer Mentalität aus und in unserem Verständnis zum gesamten kulturellen Werte-System! Noch wichtiger, sie druckt sich in unsere Beziehungen zu einander als Menschen aus.

Die Dynamik dieses kulturellen Werte-Systems hängt oft von Lebensbedingungen ab!

Bietet die Lebensumgebung Maßnahmen zu Selbstentwicklung? In wie fern?

Bietet die Gesellschaft Chancen zur Veränderungen, Entfaltung von persönlichen Freiheiten und Endeckung neuer Demissionen des Lernprozesses in unserem Verstand, ist dann die Chance für eine kulturelle Bereicherung höher.

In diesem Bezug möchte ich euch über meine Erfahrung berichten.

Ich bin in Jenin 1972 geboren. In einem Lebensraum, der unter militärischer Israelischer Besatzung steht.

Die Besatzung war und ist das Hauptmerkmal, das uns geprägt hat.

Unter Besatzung zu leben, widerspricht jede menschliche Natur.

Schöne Worte wie Selbstverwirklichung, individuelle und gesellschaftliche Entfaltung stoßen an die nächste militärische Sperre oder an die nächste Station des Nichts!

Es gab schlicht und einfach nicht viel womit man sein Leben füllt.

Man bliebe oft mit sich Selbst, mit seiner Träume die oft aus dem Fernsehen, oder damals als es noch möglich war, aus einem Ausflug im inneren Israel stammen allein.

Nach der Schüle war das Studium im Ausland fast der Traum von jedem.

Doch nicht jeder konnte sich diesen Wunsch erfüllen.

Um ins Ausland zum Studium zu gehen, brauchte man Geld, und oft brauchte man gute bis sehr gute Noten, je nach dam, was und wo man studieren wollte. Zum Gluck gab es bei mir in dieser Hinsicht keine Hindernisse. (5 min.)

Irgendwann begann ich über das Studium in Deutschland nachzudenken. Doch wie kam das?

Schon als ich in meiner Jugend war, sah ich Fernsehreportagen aus der Industrie und Wissenschaft gerne an. Die meisten davon stammen aus Deutschland.

Die Bilder der grünen Landschaft und die Ausschnitte aus der Gesellschaft haben mich vor allem schon damals mit Deutschland verbunden.

Außerdem „made in Germany“ war bei uns eine Qualitätsmerkmal, die ich oft im Laden meines Unkels für Auto-Ersatz-Teile hörte.

Damals gab es keine Studiengebühren, was für uns Palästinenser fast eine Begnadung war, um das Studium im Ausland zu erleichtern.

Dies waren die wichtigsten Gründe, die mich dazu bewegt haben hierher zum Studium zu kommen.

Am 14.01.1992 bin ich am Frankfurter Flughafen angekommen. Es heißt, es ist kalt in Deutschland! Bei meiner Anreise hatte ich 3 Mänteln an, damit ich Platz und Koffergewicht spare. Die Freude nach der Landung begleitet mich immer noch.

Ich begann sofort alles genau zu beobachten und zu beachten.

Meine Blicke waren durstig nach neuen Bildern. Jahre lang, verbrachte ich viele Nachmittage in meiner Jugend aufm Balkon und beobachte das Geschehen aus der gleichen Aussicht.

Nun ist dies vorbei. Seitdem fing ich an meine weite Umgebung mit Offenheit und Interesse zu begegnen.

Mein erstes Zuhause war in einer Pension südliche vom Karlsruhe. Jeden Tag pendelte ich zur Sprachschule in der Stadt, in der ich an einem intensiven Deutsch-Kurs teilgenommen habe, damit ich mich auf die Aufnahmeprüfung ins Studienkolleg vorbereiten kann.

In der Pension waren viele Studienanfänger aus den palästinensischen Gebieten, aus arabischen Staaten, aus dem Iran.

Ich fühlte mich nicht richtig wohl, weil ich mich wieder eingegrenzt hatte und mit einer mir sehr bekannten Kultur und Gewohnheiten umgeben war.

Es dauerte einige Monaten, bis ich meine Nächste Zuhause gefunden habe: Eine Untermiete in einer WG vom deutschen Studierenden. Mein Vormieter ging für ein Praktikum nach Spanien und überlies mir sein möbliertes Zimmer, samt Kassetten und Schallplatten.

Ich schlief dort zum ersten Mal in meinem Leben auf ein Hochbett. Ich dürfte endlich eine Schallplatte auflegen. Pink-Floyd und viele andere bekannte Musikgruppen wurden mir bekannt.

Ich lernte Mülltrennung, WG-Buchhaltung, und viele neue Dinge. Voll das Leben.

Einer der Bewohner, hat sein Walkman mit Solarzellen betrieben.

Eine Begegnung mit Technik, die mich nicht nur in meinem Studium beeinflusst hat, sondern wird wie ich euch erzählen werde, ein zentraler Teil meines zukünftiges Vorhaben sein wird.

Ein Mal erlebten mich meine Mitbewohner, wie ich mich ärgere und rumschimpfe, weil angeblich der Käse den ich neulich aus dem Supermarkt gekauft habe, kaputt war und ich unbedingt den im Laden reklamieren wollte. Doch entdeckte ich nach eine riesige Lachorgie in der Wohnung heraus, das sich um leckerem „Fußkäse“ handelt.

Mein Vormieter kam in die WG zurück und ich musste umziehen.

Eine Zwischenstation in einer anderen Wohnung hatte ich, bis ich dann nach meinem Studienkollegabschluss im Studienwohnheim gelandet bin.

Im obersten, 7ten Stock im Bea-Haus zusammen mit anderen 20 Etagen-MitbewohnernInnen!

Viele kamen aus verschiednen Ländern. Was für ein Erlebnis! Dort habe ich Freundschaften geschlossen, die zum größten Teil bis Heute dauern.

Sogar mit Amerikaner, die ich gewagt habe, in den USA zu besuchen.

Das hat dazu geführt das auf meine Hochzeit in meiner Heimatstadt Jenin, im August 2003, 10 Freunde aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Baskenland waren.

Das Fest musste früh abgebrochen werden, weil Panzer am Abend in der Stadt eingedrungen sind.

Es gab dann in dieser Nacht eine Schiesserei einige Metern von der Dachterrasse entfernt, worauf meine Freunde schlafen gegangen sind. Am nächsten Tag gab eine Ausgangsperre, die 3 Tage andauerte.

So erlebten meine Freunde ein Teil des Alltages und waren sehr schockiert!

Im Wohnheim kochte ich öfter für mehrere. Gerne improvisiere ich dabei oder brachte Köstlichkeiten aus meiner Heimat aufm Tisch! Beim Kochen halfen einige mit und andere spülten ab. Oft versuchte ich mich um die Gemeinschaft zu kümmern.

Eine Tatsache, die vor allem aus meiner kulturellen Entwicklung und meine persönliche Geschichte als Palästinenser herkam. Erst jetzt beim verfassen diese Wörter erkenne einiges neues über mich selbst. Es ist immer schön sich selbst neu zu betrachten ..

Auf unserem Stock initiierte ich die Aufgabe „Pflanzentutor“ und machte Kampagnen gegen die Einführung vom Fernsehen im Gemeinschaftsraum, die sehr erfolgreich waren.

Nach dem Vordiplom mir ist gelungen ein Stipendium durch der FES zu bekommen. Ich war ziemlich aktiv und beteiligte mich an vielen Veranstaltungen im Sinne der politisch-gesellschaftlichen Weiterbildung.

Dafür bin ich sehr dankbar. Ich erkenne hiermit, was es bedeutet aus einem „Entwicklungsland“ zu kommen. Die deutschen Kollegen wussten über viele Sachen öfter besser bescheid, und diskutierten sie aus anderen Blickwinkeln, die mir fremd war.

Sich zu blamieren und laufende Diskussion zu unterbrechen tat ich nicht oft. Man hatte „Minderwertigkeits“-Komplexe.

Irgendwann habe ich ein Schrei heraus gelassen und schrieb den Artikel „ smash the walls“ für unsere Stipendiatenzeitenschrift.

Dies intensivierte die Debatte über die herrschende Kultur mit den ausländischen Stipendiaten, die dazu geführt hat, extra einen ausländischen Sprecher wählen zu lassen.

Es gibt unheimlich viel zu erzählen aus meiner Studienzeit.

Doch die Zeit dringt gleich einen Abschluss zu machen. Ich möchte gerne mit meiner aktuellen Situation abschließen.

Nach ca. 8 Jahren im Berufsleben in Deutschland, plane ich (zusammen mit meiner Frau und Kinder) für die Rückmigration in die palästinensischen Gebieten.

Eine Entscheidung, die ich seit vielen Jahren in mir trage.

Ein wichtiger Grund für den anhaltenden Konflikt bei uns ist die ganzheitliche Asymmetrie zwischen den israelischen „ “künstlich“* errichteten jungen“ Staat und palästinensischen zerstückelnden Gesellschaft und Führung.

Diese Asymmetrie führt dazu, dass keine echte win-win Vereinbarungen zwischen „beiden“ Parteien entstehen.

Eine wichtige Maßname ist die Entwicklung der wirtschaftlichen Lebensbedingungen in den palästinensischen Gebieten.

Ich kehre zurück mit einer quasi-visionären postmodernen ganzheitlichen „Green-Business“-Idee, die vor allem die Bauern als auch palästinensische Experten im Ausland anziehen soll, damit sie beim Aufbau einer nachhaltigen 21-hunderten Palästinas wirken. Palästina, das in meinem Sinnen nur „Global Palestine“ sein kann.

Gerne würde ich mehr dazu auf eine spezielle Veranstaltung oder Runde äußern.

Damit komme ich zum Ende meines Vortrags und bedanke mich sehr für euere Interesse und fürs Zuhören.

Vielen Dank an Vera und das gestammten Cafe-International Team, die dies ermöglicht haben.

* Ich habe im Vortrag das Wort „künstlich“ absichtilich weggelassen, damit ich keine Anreize erzeuge. Mehr dazu hier

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