Wednesday, June 10, 2009

Wie wir ein Palästina des 21. Jahrhunderts aufbauen können! Ein neuer Anfang in Palästina: Ganzheitliche „grüne“ Wirtschaft im weltweiten Palästina

Hintergrund


17 Jahre lang habe ich in Deutschland in Sicherheit gelebt und hier zunächst meine Ausbildung gemacht und dann gearbeitet. Und nun kehre ich wie der Verlorene Sohn in meine palästinensische Heimat zurück – mittlerweile auch als deutscher Staatsbürger. Auch wenn ich nun diesen Schritt tue, werde ich meine Verbindung zu der Familie der Menschheit weltweit aufrechterhalten, in der ich in den vergangenen Jahren als Weltbürger Wurzeln geschlagen habe.


Wenn ich zurückkehre, so deshalb, weil ich mich verantwortlich fühle – für eine Gesellschaft verantwortlich, die einen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Zusammenbruch erlitten hat – die zahlreichen Faktoren, die dazu beigetragen haben, können hier nicht aufgezählt werden. Ich kehre in mein Heimatland zurück, das kein Staat ist. Ich kehre in mein Heimatland zurück, das unter einer jahrzehntelangen israelischen Besatzung und unter seiner eigenen inneren Zerrissenheit leidet - in mein Heimatland, das nicht erst seit heute dazu noch im Spiel der gegenseitigen Schuldzuweisungen mitspielt. Dies macht die Situation Palästinas noch verwickelter, – noch unüberschaubarer für die vielen, die sich mit ihr beschäftigen und die angesichts der Fülle an Problemen resignieren möchten.



Die Zeit ist Jetzt!


Es mag sein, dass die Palästinenser keinen Staat im eigentlichen Sinne haben, aber wir haben eine Gemeinschaft. Wir können von innen heraus aufbauen, uns in einer Spirale, die sich aufwärts dreht, nach oben gelangen, anstatt in einer Spirale des Chaos, die sich „nach unten“ bewegt, der Zerstörung anheim zu fallen.

Eine Gemeinschaft aufzubauen und aus ihr etwas zu machen bedeutet, Menschen miteinander in Verbindung zu bringen und zusammen zu arbeiten, um eine neue Realität an dem Ort, an dem sie leben, entstehen zu lassen. Wie soll also die Gemeinschaft aussehen, die wir für Palästina erschaffen wollen? Land ist genug vorhanden, und das Land kann – durch die Anwendung von Permakultur in Trockengebieten - hohe Erträge liefern. Wir können. in innovative Produktionsmittel investieren, und wir können lernen, produktiver zu sein. Jeder Schritt vorwärts, um unsere einheimische Gemeinschaft, unsere Umwelt und insbesondere unsere wirtschaftliche Produktivität zu entwickeln, wird positiv für unsere politischen Strukturen und andere Bereiche des Lebens wirken.

In wenigen Worten ausgedrückt: Ein solcher nachhaltiger Ansatz in der Landwirtschaft und für den Aufbau einer Gemeinschaft kann Palästina verändern. Es ist zu hoffen, dass dieser Ansatz auf breiter Ebene und über die Grenzen von Parteien und Weltanschauungen hinaus in der Politik und in der Gesellschaft Unterstützung finden wird.



Der Grundgedanke


Das Konzept basiert darauf, in landwirtschaftlich genutzten Gebieten aus Elementen zusammengesetzte „grüne“ gewerbliche Produktionseinheiten entstehen zu lassen, die sich um zentrale Verwaltungsstellen gruppieren. Diese letzteren sind zuständig für den Bereich „Forschung / Innovation / Entwicklung“ (RID – Research – Innovation – Development) ebenso wie für den der „Information / Kommunikation / Technik“ (ICT – Information – Communication – Technology).

Diese Produktionseinheiten stellen Nahrungsmittel von hoher Qualität für den Eigenbedarf, für den Markt vor Ort und für die Ausfuhr her. Außerdem sind sie zuständig für die Schaffung von Industrieprodukten und die Bereitstellung von Dienstleistungen, die für den Bereich von Belang sind. Damit wirkt jede dieser Einheiten als ein integriertes Öko-Produktionssystem. Dies bedeutet im Wesentlichen:

- Eigentumsverhältnisse: Das gesamte Produktionssystem gehört der Belegschaft, die als Kooperative fungiert. Beteiligt an dieser Gemeinschaft sind die in der Landwirtschaft und der industriellen Arbeit Tätigen, die Techniker und Ingenieure und alle übrigen, die mitwirken an einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum und an der damit verbundenen Entwicklung des Gemeinwesens.

- Rückinvestition in die Gemeinschaft: Das soziale Potential unserer einheimischen ländlichen Gemeinschaft wird nicht nur wirtschaftliche Werte schaffen, sondern auch all die Bereiche, die mit der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Gemeinschaft verbunden und an sie angekoppelt sind, mit tragen und mit entwickeln (s. dazu auch das beigefügte Schaubild). Durch die Erwirtschaftung von Gewinnen und durch den damit verbundenen Erfolg entsteht eine aus verschiedenartigen Elementen zusammengesetzte Gemeinschaft. Durch Innovation werden neue Produkte geschaffen, neue Industriezweige integriert und eine neue Art der Gemeinschaft möglich gemacht. Es bildet sich eine Infrastruktur aus, die auf ihre wirtschaftlichen Bedürfnisse abgestimmt ist.

- Verwaltung auf ökologischer Basis: Das Konzept beruht auch auf der Beachtung ökologischer Notwendigkeiten. Ohne nachhaltigen Umweltschutz (z. B. durch Permakultur, auf die Bedürfnisse von Trockengebieten abgestimmte Landschaftspflege [xeriscaping], Recycling, Architektur, die auf die Umwelt Rücksicht nimmt ...) ist sein Erfolg nicht denkbar.

- Wiederaufbau auf sozialer, wirtschaftlicher und politischer Ebene durch einen einheitlichen Markennamen „THE EARTH“ (DIE ERDE), dessen Eintragung noch aussteht, für alle Erzeugnisse (s. dazu weitere Ausführungen unten).

- Erzeugnisse einer „grünen“ Wirtschaft: Sie leisten einen Beitrag zum Wirtschaftswachstum, zum Austausch mit allen möglichen Sektoren und zu einem ausgewogenen Einsatz sinnvoller Arbeit und adäquater Technologie. Beispiele aus den Bereichen Produktion und Industrie:

Landwirtschaft: Nahrungsmittel, Schönheitspflege, botanische Erzeugnisse, Arzneimittel auf pflanzlicher Basis, Ökotourismus, Wellness (für den einheimischen und den auswärtigen Markt), bodenständiges Kunsthandwerk, „Grüne“ Industrie (im Entstehen begriffen): Rohstoffe, Tiernahrung, Kompostierung, Recycling, erneuerbare Energie, Architektur im traditionellen Stil, Verwaltung der Wasserressourcen und verantwortlicher Umgang mit ihnen, Wohnungsbau und –beschaffung, Beratung, Problemlösung.


Das Ergebnis ist eine postmoderne, offene, freie, "grüne", sozial Mitbestimmungs-Wirtschaftssystem !

Technisch ist das alles machbar. Es soll doch nur "soft"-Industrie enstehen und keine schwere. Was das Nationale und das Politische angeht, sind die Ressourcen vorhanden. Finanzielle Probleme stehen nicht im Vordergrund, denn das, was wir brauchen, ist - außer dem Land und dem Bewusstsein, dass uns ein gemeinsames Anliegen verbindet - in erster Linie gedankliches Bemühen, der Einsatz der Arbeit unserer Hände und ein fester Wille.


Innovation, die von unseren eigenen Wurzeln ausgeht

Das, worauf wir aufbauen, ist unsere ureigene Kultur, die Struktur unserer Gesellschaft und unsere gewachsene Identität in unserem ländlichen Palästina. Über einen Zeitraum von 5.000 Jahren hinweg, in denen unsere Gemeinschaft und unsere Tradition überlebt haben, konnten selbst die mächtigsten Reiche der Antike sie nicht vernichten. Die Stärke unserer Gemeinschaft und ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit im landwirtschaftlichen Bereich bilden eine Grundlage, auf die wir uns unbedingt verlassen können. Von einem geeigneten strategischen Vorgehen kann dann für die Menschen in Palästina in den Gemeinschaften, in denen sie dort leben, und darüber hinaus für diejenigen von ihnen, die im Ausland ansässig sind, in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht eine äußerst positive Wirkung ausgehen.



„THE EARTH“ (DIE ERDE) als gemeinsamer Markenname für eine weltumfassende „erweiterte Gemeinschaft“


Die im Ausland lebenden Palästinenser sind in das Konzept fest mit einbezogen. Dies soll geleistet werden durch ein Franchising-System innerhalb einer erweiterten Gemeinschaft (stretched-community franchising). Diese Palästinenser wären Teil eines internationalen Marketing-Netzes, das die Einrichtung von Geschäften mit dem Logo „THE EARTH“ (DIE ERDE) an zahlreichen Orten vorsieht, an denen Palästinenser leben. Diese Lizenzunternehmen werden überall auf der Erde einen Markt schaffen und bedienen, in dem Palästinenser leitend tätig sind und auf dem die Güter, die in den oben erwähnten Produktionseinheiten hergestellt worden sind, einen sinnvollen Absatz finden. Die erweiterte Gemeinschaft würde dem gemäß produktiver werden und sich schneller entwickeln.

Dadurch, dass es seinem Wesen nach offenes Lernen und Entwicklung bedeutet, wird dieses weltweit funktionierende Franchising-Modell innerhalb der erweiterten palästinensischen Gemeinschaft zu einem gesellschaftlichen Wandel beitragen. Es wird damit auch zu einer der Kräfte werden, die weltweit gesellschaftlichen Wandel bewirken.

Wenn wir das erste Netz „integrierter Öko-Produktionssysteme“ als eine Problemlösung schaffen können, könnte dies in anderen Bereichen, in denen ähnliche Bedingungen herrschen, zum Maßstab und zum Vorbild werden.



Wie lässt sich ein „integriertes Öko-Produktionssystem“ schaffen? Der Aufbau Palästinas durch Rückwanderung


Das „integrierte Öko-Produktionssystem“ hat zur Voraussetzung, dass ein Stab von in den verschiedensten Bereichen gut qualifizierten Fachleuten zur Verfügung steht. Daher ist es einer der ersten Schritte zum Erfolg, dass viele der Fach- und Führungskräfte, die zur Zeit im Ausland ansässig sind, zur Rückwanderung bewogen werden können. Diese können zum Aufbau von Verbänden innerhalb der Gemeinschaft beitragen. Denn: Viele von ihnen sind hoch motiviert, die palästinensische Gesellschaft zu stärken, und würden sich mit all ihrer Kraft für dieses Anliegen einsetzen.



Von der Vorstellung zum Szenario, vom Szenario zum umfassenden Plan


In unserer offenen Welt, in der die sozialen Medien immer mehr Einfluss entfalten, wäre es verkehrt, konstruktive Ideen der Öffentlichkeit vorzuenthalten. Meine Vorstellungen für mich zu behalten, bis ich wieder in Palästina bin, würde bedeuten, dass Zeit für ihre Entfaltung verloren ginge, Zeit, in der sie weitergegeben werden könnten. Sie schon jetzt publik zu machen, bedeutet dagegen, dass andere sich dazu äußern können, dass sie weitere, dazu passende Vorschläge machen können, dass aus dem offenen Bereich, aus dem sie ursprünglich stammen, weitere Gedanken hinzu kommen können.

Auf absehbare Zeit würde ich mich darüber freuen,


I. eine Gruppe von Palästinensern aufbauen zu können, die, ein jeder von seinen spezifischen Voraussetzungen ausgehend, zusammen ein Szenario entwickeln.

Ein Freund hat mich auf die Entwicklung in Südafrika hingewiesen, wo sich derzeit ebenfalls eine Nation im Aufbau befindet. Ich solle mich besonders mit den DINOKENG-Szenarien vertraut machen, die im obigen Sinne Zusammenarbeit praktizieren. Dieses Konzept könnte ich mir auch für Palästina vorstellen: Die Gruppe setzt sich zusammen aus Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen, was bedeutet:

- Vertreten ist dabei ein breites Spektrum innerhalb der palästinensischen Gesellschaft .

- Die Mitglieder der Gruppe kommen aus verschiedenen ihrer Bereiche, sie haben unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven.

- Sie sind NICHT über alles einer Meinung!

Was sie verbindet, ist:

- ernsthafte Betroffenheit darüber, dass die Gegebenheiten in Palästina nicht das sind, was sie sein könnten / sollten, und

- das Bestreben, einen Beitrag zum Aufbau einer nachhaltigen Zukunft zu leisten.

- Ihre Stärke ist recht eigentlich ihre Verschiedenheit bei gleichzeitiger Ausrichtung auf ein gemeinsames Ziel.

Weiterhin wäre es mir ein Anliegen,


II. eine Gemeinschaft aufbauen zu können, die die Arbeit an und mit den zugrunde liegenden Vorstellungen unterstützt.

Jeder Beitrag in Form von Kritik, Rückmeldung, Gedanken, Ideen, Kommentar, link, ... ist willkommen. Insbesondere, ich bin noch Anfänger im web2.0-Kollaborations-Know-how und brauche in diesem Bereich Hilfe. Wie kann man diesem meinem Beitrag das nötige Gewicht verschaffen? Wie baut man eine intelligente Umgebung für eine Zusammenarbeit zur Koordination des Informationsflusses und der Beiträge auf?

Mit Diskussionen, Gesprächen, Workshops, Analysen, Forschung und schriftlichen Beiträgen off- und online soll ein umfassendes Konzept erstellt werden, das den verantwortlichen Politikern, dem Volk und insbesondere der betroffenen Gemeinschaft auf breiter Basis öffentliches Engagement möglich macht und erleichtert. Alle noch offenstehenden Fragen betreffend das hier entwickelte Szenario wären in diesem Konzept zu beantworten. Wie, wann, mit wem...? Die Antwort auf diese und andere Fragen, so denke ich, wird sich dann später fast wie von selbst ergeben.

Dass an dem Grundgedanken noch zu arbeiten, dass er eventuell auch zu verändern wäre, sollte selbstverständlich sein. In dieser Hinsicht ist größte Offenheit unbedingt erwünscht. Wer dies liest, möge ihn als den seinen betrachten und entsprechend mit ihm verfahren. Für Rückmeldung – ich wiederhole es – wäre ich dankbar.

Beiträge erbeten über globalpalestine@gmail.com oder im Forum http://palestine1network.ning.com/group/holisticgreenbusinessinglobalpalestine/forum


Danke.

Wael Al Saad


SKYPE: wael.alsaad

Twitter: Wael_

Übersetzung aus dem Englischen durch wuiho® (Ingrid Hodali)

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